Es kommt immer mehr Ökostrom ins deutsche Netz. Damit er sinnvoll genutzt wird, werden Speicher benötigt. David Oudsandji, Chef des Batterieanbieters Voltfang, glaubt, dass es davon viel zu wenige gibt
Capital: Batteriespeicher bauen viele. Voltfang richtet sich vor allem an Gewerbekunden. Wie genau funktioniert das?
DAVID OUDSANDJI: Man kann ein Beispiel wie Aldi Nord nehmen. Die haben auf sehr vielen ihrer Filialen Solaranlagen, der nicht immer selbst genutzt werden kann. Zugleich entstehen in solchen Filialen bei der Nutzung so genannte Lastspitzen, weil sie große Kühlaggregate haben oder Ladesäulen für Elektroautos. Solche Lastspitzen lassen sich die Energieversorger sehr teuer bezahlen. Wir können mit der Batterie Solarstrom, speichern und ihn nutzen, wenn diese Spitzen auftreten. Das spart Kosten.
Es gibt aktuell in Deutschland eine Debatte über Stromspeicher, in der es unter anderem um den Vorwurf geht, dass die Speicher nicht wirklich netzdienlich arbeiten – weil sie sich an Preisunterschieden auf dem Strommarkt orientieren. Ist das nicht eine berechtigte Kritik?
Das ist richtig. Im Endeffekt versucht ein Speicher nur, die Volatilität im Markt auszunutzen. Es wird eingespeist, wenn viel Solarstrom da ist und die Preise niedrig sind. Und es wird ausgespeist, wenn es teuer wird. Damit werden zwar Lücken ausgeglichen, aber es heißt natürlich nicht, dass die Regionen Strom bekommen, die ihn gerade besonders dringend benötigen. Daher ist unser Ansatz ein regionaler: Ein Unternehmen soll in sich so autark wie möglich sein, damit es nur wenig Strom aus dem Netz beziehen muss. Und je mehr solcher Speicher wir verteilt aufbauen, desto stärker wird die Volatilität geglättet.
Wir müssen also so viel bauen wie möglich?
Im Endeffekt ja. Wir sind jetzt bei ungefähr zwei Gigawattstunden an Speichersystemen. Es gibt aber mehrere Studien, dass wir bis Ende des Jahres eigentlich 10 bis 20 Stunden an Gigawattstunden bräuchten. Bis 2050 werden wir wahrscheinlich das 180-fache von dem benötigen, was wir heute haben. Wir sind ja dabei, mehr als 50 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Da brauchen wir Speichersysteme. Wir sind gerade in einer Schieflage, weil wir zu wenige davon haben.
Voltfang verbaut in seinen Speichern Batterien, die eigentlich für Elektroautos gedacht waren. Warum?
Wir nutzen in unseren Speichersystemen derzeit ausschließlich Elektroautobatterien, weil es da in vielen Fällen keine Verwendung gab. Der Vorteil ist, dass das Ressourcen sind, die schon im Land verfügbar sind, auch wenn sie ursprünglich mal in Asien hergestellt wurden. Wir können die Materialien wiederverwenden und so eine eigene Wertschöpfungskette aufbauen.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null”:
- Warum Deutschland gerade keine eigene Batterieproduktion mehr hat
- Weshalb Oudsandji die Debatte über Gaskraftwerke für überflüssig hält
- Was Voltfang mit dem Bauunternehmen Goldbeck verbindet
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