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US-Notenbank: Den Fed-Chef feuern? Die Hürden sind zu hoch – selbst für Donald Trump

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Donald Trump versucht, immer stärkeren Einfluss auf die US-Notenbank Fed zu nehmen. Grundlegende Richtungswechsel in der Geldpolitik sind trotzdem unwahrscheinlich. Selbst für jemanden wie Trump sind die Risiken zu groß

Trotz der verstärkten politischen Unruhe rund um die US-Notenbank Fed erwarten wir keine dramatischen Veränderungen in der Geldpolitik – unabhängig davon, wer als nächster Vorsitzender bestätigt wird.

Ein von Donald Trump ernannter Kandidat würde vermutlich auf schnellere Zinssenkungen pochen als dies derzeit dem Konsens im Federal Open Market Committee (FOMC) entspricht. Auch eine entschlossenere Reduzierung der Fed-Bilanz wäre denkbar, vorwiegend mit einer allmählichen Umschichtung der Bestände in Richtung kurzlaufender US-Staatsanleihen. Allerdings stünden die optimistischen Wachstumsprognosen der Regierung im Widerspruch zu einer solchen Geldpolitik unterhalb des neutralen Zinsniveaus.

Trotz der anhaltenden Spekulationen halten wir es für äußerst unwahrscheinlich, dass Trump Fed-Chef Jerome Powell vor Ablauf seiner Amtszeit im Mai 2026 entlassen wird. Ein solcher Schritt wäre aus vielen Gründen kontraproduktiv für Trump – auch, da er mit erheblichen rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Folgen verbunden wäre.

Leitzins der Fed wird langsam sinken

Insgesamt rechnen wir damit, dass die Fed erst Ende 2026 zu einer neutralen geldpolitischen Ausrichtung zurückkehrt. Konkret dürfte sich der Leitzins schrittweise dem Mittelwert der durch die Fed als „neutral“ definierten Spanne von 2,6  bis 3,6  Prozent annähern. Das liegt deutlich unter dem aktuellen Niveau von rund 4,25  bis 4,5  Prozent und auch leicht unter der aktuellen Fed-Zinsprognose für 2026, bewegt sich aber noch im erwarteten Rahmen. Die höheren Zölle haben sich bislang nur moderat auf die Verbraucherpreise ausgewirkt. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, spricht vieles dafür, dass die Fed unter Jerome Powell noch im Laufe dieses Jahres erste Zinssenkungen einleiten könnte.

Gründe, warum Powells Entlassung unwahrscheinlich ist

Trotz anhaltender Gerüchte und wiederholter Drohungen seitens des amtierenden US-Präsidenten scheint eine vorzeitige Entlassung Powells höchst unwahrscheinlich. Rechtliche, politische und praktische Gründe sprechen dagegen:

1. Rechtliche Hürden

Das wohl größte Hindernis für eine Amtsenthebung Powells ist juristischer Natur. Der Oberste Gerichtshof hat in diesem Jahr den Sonderstatus der Federal Reserve als quasi-private Institution bestätigt. Demnach können Gouverneure nur aus „triftigen Gründen“ abberufen werden – ein hoher Schwellenwert, der üblicherweise nur bei schwerem Fehlverhalten wie Betrug greift. Zwar haben einzelne republikanische Abgeordnete versucht, eine Entlassung mit Kostenüberschreitungen bei der Renovierung des Fed-Hauptsitzes zu begründen, doch das Board of Governors hat schnell und sachlich reagiert. Powell selbst forderte eine unabhängige Prüfung durch den Inspector General und deutete an, dass er juristisch gegen eine Absetzung vorgehen würde. Somit bliebe er voraussichtlich für die gesamte Dauer eines möglichen Verfahrens im Amt.

2. Politische Realitäten

Selbst wenn eine Entlassung rechtlich möglich wäre, wäre sie politisch hochriskant und kontraproduktiv. Jeder neue Fed-Kandidat muss vom Senat bestätigt werden – beginnend mit dem Bankausschuss. Angesichts der aktuellen Mehrheitsverhältnisse könnte es für Trump schwierig werden, selbst unter den republikanischen Mitgliedern eine einheitliche Zustimmung zu erhalten – insbesondere, wenn der Schritt als Angriff auf die Unabhängigkeit der Notenbank gewertet wird. Schon eine einzige Gegenstimme könnte das Verfahren scheitern lassen.

Zwei republikanische Senatoren im Ausschuss – Thom Tillis und John Kennedy – haben sich bereits kritisch zu einer möglichen Entlassung geäußert. Tillis warnte, ein solcher Schritt würde „die Glaubwürdigkeit der USA untergraben“. Hinzu kommt, dass Trump bereits in seiner ersten Amtszeit Schwierigkeiten hatte, umstrittene Kandidaten für die Fed durch den Senat zu bringen – mehrere seiner Nominierungen scheiterten.

3. Folgen für Markt- und Konjunktur

Weiterhin birgt eine Absetzung Powells erhebliche Risiken für die Finanzmärkte. Frühere Spekulationen in diese Richtung hatten bereits zu steigenden langfristigen Zinsen und fallenden Aktienkursen geführt – Entwicklungen, die den Zielen der Regierung klar zuwiderlaufen würden. Führende Ökonomen und ehemalige Fed-Mitglieder warnten, ein solcher Schritt könne das Vertrauen in die Zentralbank beschädigen, die Inflationserwartungen anheizen und die Sonderstellung der US-Finanzmärkte infrage stellen. Sollte es dennoch dazu kommen, hätte dies steilere Zinskurven, höhere Renditen und einen schwächeren Dollar zur Folge.

4. Institutionelle Einschränkungen

Schließlich ist zu beachten, dass der Fed-Vorsitzende nur eine von insgesamt zwölf Stimmen im geldpolitischen Ausschuss (FOMC) hat. Selbst wenn Trump einen politisch motivierten Kandidaten ernennt, wäre damit keineswegs sichergestellt, dass dieser im Alleingang eine Richtungsänderung durchsetzen könnte. Insbesondere, da von den sieben derzeitigen Fed-Governors – die alle stimmberechtigt im FOMC sind – lediglich zwei während Trumps erster Amtszeit nominiert wurden, die übrigen durch Präsident Joe Biden.

Powell bleibt

In den kommenden Jahren – sofern es keine unerwarteten negativen Konjunkturüberraschungen oder neue inflationäre Impulse gibt – rechnen wir mit einer allmählichen Rückkehr zu einer neutralen Geldpolitik. Zunächst unter der Führung Powells bis Mai 2026, danach durch seinen Nachfolger. Dafür spricht die Kombination aus institutionellen Regeln, makroökonomischen Fundamentaldaten und einer unabhängigen Notenbank.

Kurzfristig dürfte Trump die Fed weiter öffentlich kritisieren und niedrigere Zinsen einfordern. Dass er tatsächlich einen ernsthaften Versuch unternimmt, Powell vorzeitig abzusetzen, ist unwahrscheinlich. Eher wird er die künftige Ausrichtung der Fed dann über Neubesetzungen beeinflussen, wenn Powells Zeit als Vorsitzender im Mai ausläuft (sein Mandat als Fed-Gouverneur läuft unabhängig davon bis Januar 2028).

Wer auch immer Powell folgen wird – auch er oder sie muss, wie alle bisherigen Fed-Chefs, eine überzeugende geldpolitische Linie vorlegen, die zunächst die Zustimmung des Senats erhält – und dann die Mehrheit im FOMC. Denn wie andere Institutionen im US-amerikanischen System der Gewaltenteilung ist auch die Fed auf langfristige Stabilität und institutionelle Kontinuität ausgelegt.

Tiffany Wilding arbeitet als Ökonomin bei der Fondsgesellschaft Pimco, Libby Cantrill ist Leiterin Public Policy bei Pimco.

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